Es gibt Spiele und es gibt die ANDEREN Spiele. Partien, über die auch in Jahren noch Beteiligte und Zuschauer reden. Wer am gestrigen Samstag in Mering am Sportplatz zugegen war, der durfte so eine Geschichte live mitnehmen.

Die Relegationen sind mit deren Austragungsmodalitäten in nahezu allen Vereinen zuletzt auch wieder extrem hart kritisiert worden. Da geht es um die Dauer, über die sich solch eine physische und psychische Tortur hinzieht, es geht um das erheblich gesteigerte Verletzungsrisiko für die Spieler durch extreme Überlastung von Amateuren durch viele Spiele in viel zu kurzer Zeit und es geht am Ende auch darum, dass die Spieler – egal ob als Gewinner oder als Verlierer – am Ende ggf. nur eine (!!!) einzige Woche Pause haben, bevor eine Vorbereitung für die neue Saison wieder anfängt. Das alles sind negative Aspekte – vor allem, wenn es am Ende nicht reicht.

Für die Aufstiegsrelegation in die Landesliga hat die Bezirksliga Nord Ihren Vizemeister, die Spvgg Feldmoching ins Rennen geschickt. Nachdem der FSV Pfaffenhofen sich keine Blöße mehr gegeben hatte und als erster bereits sicher das Ticket löste, mussten die Schwarz-Blauen sich nochmals in einer Vierergruppe aus Top-Mannschaften stellen.

Während sich in den ersten beiden Partien die starke Spvgg Haidhausen dem SV Mering beugen mussten, triumphierten die Feldmochinger gegen die ihrerseits starken Serben vom SK Srbija. Damit war die Finalrunde zwischen der Spvgg Feldmoching und dem SV Mering bestellt.

Das Hinspiel in Feldmoching lief dabei deutlich anders, als es sich die Meringer vorgestellt hatten. Bereits in Minute 5 enteilte Edon Prebreza der gesamten Abwehr und wurde brutal vom Mehringer Schlussmann vor dem Strafraum gefoult. Prebreza bekam dabei den Stollenschuh über den gesamten Oberschenkel gezogen und sah entsprechend lädiert für die restliche Spielzeit aus. Absicht kann dem Gäste-Keeper allerdings niemand unterstellen. Vielmehr ist der heraneilende Ball im entscheidenden Moment einfach blöd versprungen. Dennoch war die Entscheidung der Schiedsrichter klar und der Torwart mußte mit Rot das Feld räumen. Das beflügelte natürlich das Spiel der Hausherren und das Ergebnis aus diesem Spiel lautete 2:1 für die Feldmochinger, wobei dort noch 100%ige Chance im letzten Drittel liegen gelassen wurden. Wäre es am Ende 6:3 für die Feldmochinger gestanden, hätte sich auch niemand wundern dürfen. So lagen die Münchner am Ende des Hinspiels hauchdünn, aber mit 3 Punkten im Duell in Front.

So knapp dieser Vorsprung auch sein mochte, so hoch war die Meringer Hypothek darauf. Während man im Hinspiel, auf den im Urlaub befindlichen Kapitän verzichten mußte, so machte man auf Seiten des Landesligisten alles möglich, um diesen und einen weiteren Spieler rechtzeitig zum Rückspiel noch aus dem Urlaub zu holen. Mit Ausnahme des gesperrten Keepers wieder komplett, wollte man auf heimischen Terrain dann die Partie auch nochmals drehen.

Das daran auch kein Zweifel aufkommen sollte, erkannten spätestens um 16:00 Uhr zum Anpfiff alle, die hier im Stadion waren. Die Roten aus Mering machten von Anfang an Druck, während die Blauen aus Feldmoching ihrerseits die taktische Marschroute der Leidenberger-Brüder umsetzten. Da gab es für die Hausherren ab der Mittellinie schlicht kein Durchkommen und man machte auch in jedem Zweikampf deutlich, dass heute mal ein anderer Gegner ins Landkreisstadion gekommen war. Die Zweikampfstärke der Münchner machte den Hausherren gleich zu Anfang bereits einige Probleme und produzierte zahlreiche Ballverluste im Spielaufbau. Die Gäste waren dabei gerade über den wieder an Bord befindlichen Noah Maslaton brandgefährlich. Die linke Offensive war einfach deutlich schneller als sein Gegenspieler und düpierte ihn nach einem schönen langen Ball in Minute 11 an der Grundlinie. Maslaton´s strenge Hereingabe wurde vom extrem laufstarken Ion „Jonny“ Tihenchi eiskalt verwandelt, der im Eiltempo im Laufduell mit seinem Verteidiger von der Mittellinie gestartet war.

Nun brannte bereits die Luft auch jenseits der sommerlichen Temperaturen. Die stark gewachsene Schuldenlast der Meringer blieb allerdings nur bis zur 24. Minute in der Höhe. Dann setzte sich der sehr starke Endrit Ahmeti auf halb rechts durch und konnte in der Mitte nicht gestoppt werden. Sein perfekt gespielter Ball in die Tiefe erreichte den Toptorjäger der Meringer Manuel Utz. Dieser ließ dem ansonsten stark agierenden Feldmochinger Schlußmann Semih Cakmakci keine Chance und glich zum 1:1 aus. Die Ausgangssituation war also wieder die gleiche.

Die Meringer versuchten den Druck hoch zu halten, die Feldmochinger agierten überlegt und ließen ihrerseits Ball und Gegner laufen. Es gab vereinzelte Abschlüsse, von denen sicherlich der Freistoß von Fabian Imhof einer der sehenswertesten war. Der Feldmochinger Verteidiger brachte den Ball aus 25m so gefährlich auf das Tor der Hausherren, dass der Schlußmann in großer Not das Leder gerade noch über die Latte lenken konnte.

Das Spiel war von beiden Seiten willensstark umkämpft, was sich auch in der Kartenbilanz zum Ende hin zeigte. 14 gelbe Karten, 1 gelb-rote und 1 rote – soviel mal vorneweg.

Als mit Robert Leidenberger, der Feldmochinger Kapitän nach einem Foul am eigenen Strafraum verletzungsbedingt das Feld räumen mußte, formierten Helmut und Manfred Leidenberger ihr Team neu. Für den Kapitän kam nun Cihan „Cio“ Öztürk, den die Gäste-Coaches jetzt mit einem speziellen Auftrag versorgten.

Eine nahezu spielentscheidende Szene ereignete sich dann aber vorher in der 57. Minute, als der extrem fleissige Gabriel Ramaj unbedacht einen Ball nach dem Pfiff noch wegbugsierte und dafür folgerichtig Gelb sah. Nur zehn Minuten später kam neuerdings ein langer Ball auf Noah Maslaton, welcher sich auf und davon machte. Diesen Ansturm wollte Merings Noah Kusterer allerdings nicht zulassen und mähte den Feldmochinger Flügelmann derart übel von der Seite um, dass viele Zuschauer eine rote Karte dabei sahen – zumindest eine 10 Minuten Strafe. Das Schiedsrichtergespann entschied lediglich auf Gelb, während dessen im Hintergrund Merings Weißenböck und Ramaj aneinander gerieten. Waren es zuerst Worte, so schubste Weißenböck Ramaj plötzlich weg. Dieser schubste ebenfalls und der Schiedsrichter Hägele entschied auf zwei gelbe Karten. In der Folge mußte Ramaj mit Gelb-Rot vom Feld und die Gäste waren nur noch 10 Mann – für nahezu 30 Minuten.

Die Meringer, die zu der Phase des Spiels bereits wie im Hinspiel erste konditionelle Schwächen erkennen ließen, schöpften zweite Luft und machten dann noch mal richtig Dampf im Kessel. Angriffswelle über Angriffswelle erging über die Feldmochinger Defensive, die mit dem Herz eines Löwen sich den Meringern entgegenstellten.

Das Gespann um den Defensivverbund von Michael Appiah, Dogukan Numcu, Fabian Imhof und Moritz Haile arbeitete hinten, während Mario Ljubicic und Ion Tihenchi bereits nach der Mittellinie in die Zweikämpfe gingen.

Die Bewunderung aus den Feldmochinger Fanreihen für so einen Team – und Kampfgeist kannte keine Grenzen. So wehrten sich die Gäste nach Kräften bis in die Schlußphase der Partie. Diese sollte es aber nochmal so richtig in sich haben.

https://b53c6b60926c1e1d2de57472dfb0566a.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-40/html/container.html Die Meringer warfen nun alles ins Rennen was zur Verfügung stand, wechselten gleich doppelt mit Mölders und Wiedemann und standen teilweise mit 5-6 Offensivkräften an der Feldmochinger Festung an. Es dauerte bis zur 85. Minute, ehe dieser Invest sich in Zählbares wandeln sollte. Eine hohe Flanke erreichte den gerade eingewechselten Wiedemann, dessen Kopfball zunächst von Cakmakci spektakulär von der Linie gerettet werden konnte. Für den Abpraller reagierte er aber am schnellsten und versenkte das Leder im Feldmochinger Tor. Während sich die Hausherren kaum mehr bremsen konnten vor Freude, so tief mußten die Feldmochinger noch einmal Luft holen.

Die Feldmochinger hatten aber bereits in anderen Spielen der jüngeren Spielzeit teils zwei Tore in einer Minute erzielt und wußten auch um Ihre Fähigkeiten und vor allem den Willen.

Das späte 2:1 hätte zu diesem Zeitpunkt bereits den Weg für eine Verlängerung geebnet, die für die Feldmochinger in Unterzahl deutlich schmerzhafter gewesen wäre, als für Mering. Diese rochen ihre Chance zu einem vorzeitigen Ende. Angepeitscht von den heimischen Fans wollte man es wissen und machte auch in den allerletzten Minuten Druck. Eine hohe Flanke nach der anderen kam in den Feldmochinger Strafraum gesegelt. Aber das Ergebnis stand bei jeder Flanke fest: Semih Cakmakci. Der Feldmochinger Schlußmann wuchs über sich hinaus und pflückte einen Ball nach dem anderen herunter. Was der Feldmochinger aber auch kann, zeigte er in der 96. Minute. Er machte eine neuerliche Hereingabe zunichte und fetzte den Ball sofort nach vorne auf den frischen und enorm dribbelstarken Öztürk. Dieser schnappte sich das Leder und umspielte den ersten Gegner, zog Gegner zwei und drei auf sich und hob den Ball perfekt getimt über die Meringer Verteidigungslinie. Nicht zu halten war wie im Hinspiel Edon Prebreza erneut, der durchmarschierte und wieder alleine vor dem Keeper der Hausherren auftauchte. Trotz der schweren Verletzung aus dem Hinspiel ließ er sich nicht aufhalten und köpfte den Ball über den herauseilenden Keeper.

Bruchteile von Sekunden werden zu Stunden, wenn der Ball richtig Torlinie hüpft und ein Gästeverteidiger mit einem letzten Sprint und einer Grätsche versucht das Leder noch um das Tor zu lenken.

Er erwischte Ball sogar noch und konnte ihn aber vor seinem eigenen Sturz ins Tornetz nur noch an den Pfosten lenken. Für den Abpraller stürmte bereits Edon Prebreza heran und ballerte die Kugel ins tödlich getroffene Meringer Herz.

Der Platz wurde augenblicklich vom gesamten Feldmochinger Fanblock, Spielern, Funktionären und allem was laufen konnte überrannt. Ein Wunder, dass der Torschütze unter dem Menschenberg überhaupt überlebt hatte.

Das Spiel war eine Minute später vorbei und der Jubel hatte keine Grenzen. Die Spvgg Feldmoching steigt damit zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in die Landesliga auf. Der Zeitraum hätte nicht passender sein können. Genau vor 40 Jahren in der Saison 1982/1983 war es zuletzt dem Club aus dem Münchner Norden gelungen dies zu schaffen.

Als Fan und Anhänger ist es nicht möglich ein neutrales Bild der Geschehnisse zu geben. Die Meringer Sportskameraden hätten den Ligaverbleib ebenso verdient gehabt, wäre diese Regelung nicht, wie sie ist.

Ein Spiel wie dieses bringt alles mit, worüber jung und alt auch in Jahren noch sprechen können und schreibt Vereinsgeschichte.

Von Seiten der Feldmochinger wünschen wir der Spvgg Haidhausen, dem SK Srbija und dem SV Mering eine gute und verletzungsfreie neue Saison und viel Erfolg.

Besonders gute Genesungswünsche gehen vom gesamten Verein an unsere Nummer 9 Ümit Arik, der sich bei dem Rückspiel gegen SK Srbija das Schlüsselbein und Schultergelenk gebrochen hatte und einen Tag vor dem Finalspiel operiert wurde und trotz erheblicher Schmerzen live am Bildschirm dabei sein wollte. Das Team hat den Sieg auch für Dich Ümit geholt. Werde schnell wieder gesund.

Die wilde Horde
Beste Genesungswünsche vom Team an unseren Ümit Arik